zuerst erschienen auf B4B-Schwaben

Die Einführung eines BGM haben schon viele Unternehmen umgesetzt. Aber Mitarbeitende müssen sich auch auf das neue System einlassen, sodass es seine volle Wirkung entfalten kann. Wie das funktioniert weiß Dr. Michaela Simon.

„Wir haben in unserem Unternehmen schon vor einiger Zeit ein BGM eingeführt. Doch wir haben das Gefühl, dass unsere Mitarbeitenden sich noch nicht richtig darauf einlassen möchten. Was können wir machen?“

Unsere Expertin für Gesunde Personal- und Organisationsentwicklung, Dr. Michaela Simon, antwortet:

Die Antwort auf diese spannende Frage ist vielschichtig und musss differenziert betrachtet werden: wir haben es in der aktuellen Arbeitswelt mit unterschiedlichsten Generationen und damit unterschiedlichen Werten, Ansprüchen und Medienverhalten zu tun. Dies gilt es zu berücksichtigen und die richtigen Rückschlüsse daraus zu ziehen

Generationen im Wandel

Unsere Arbeitswelt ist geprägt von unterschiedlichen Generationen, die sich in vielen Bereichen unterscheiden und von denen die jüngsten, die Generationen Z und A unsere Lebenswelt (nicht nur die Arbeitswelt) wohl auch signifikant anders gestalten werden und bereits tun.

  • Die Babyboomer: 1943 -1964: Sie haben die Arbeitswelt der vergangenen Jahrzehnte mit ihren Werten maßgeblich geprägt. Sie sind bereits im Ruhestand oder auf den Weg dahin
  • Generation X: 1965 – 1978: Sie werden in den nächsten 10 bis 15 Jahren das Unternehmen verlassen;
  • Millennials Y: 1978 -1998: Sie sind in der Regel gut ausgebildet mit FH oder Uni-Abschluss und werden als digital Natives beschrieben
  • Generation Z: ab 1995: Sie hat andere Werte und Einstellungen, ist digital aufgewachsen und kann sich den Arbeitsplatz /das Unternehmen aussuchen

Die Jungen sind faul, verantwortungslos und stellen zu hohe Ansprüche

Die Junge Generation Z wird häufig als faul, ohne Verantwortungsgefühl und nur auf ihren Vorteil bedacht, beschrieben. Genauso wenig wie es die Generation Z als homogene Gruppe gibt, besteht auch sie wie alle anderen Generationen auch aus unterschiedlichen Menschen und sie sollte aus meiner Sicht so beschreiben werden:

Die Jungen sind gesundheitsbewusst, wollen Sinn und nachhaltig arbeiten.

Im Grunde fordert und lebt „diese Generation“ genau das, wofür wir seit Jahren sensibilisieren und aufmerksam machen:

Achtet auf eure Lebensbalance, seid achtsam mit Euch selbst und findet Sinn und Freude an eurer Arbeit. Denn das sind neben Anerkennung und Wertschätzung die größten Einflussfaktoren für körperliche und mentale Gesundheit!

Danke dafür – es ist höchste Zeit!

Natürlich haben die Generationen unterschiedliche Erwartungen an ein BGM

So unterschiedlich die Werte und Ansprüche der Genrationen sind und natürlicherweise auch die Lebensphasen, so unterschiedlich sind auch die Anforderungen an ein BGM. So wird es die für die Jüngeren beim BGM /BGF eher selten um die Vermeidung von Rückenschmerzen oder den Erhalt der Arbeitsfähigkeit gehen.

Wahrscheinlicher ist, dass der Vorteil eines BGM für die Jüngeren vor allem in einem Plus für den Arbeitgeber also die Steigerung in der Arbeitgeberattraktivität gesehen wird. Und die BGM-Maßnahmen auch ein willkommener „Fun-Factor“ sein können.

Für die Älteren steht dagegen meist der Erhalt oder der Wiederherstellung der Arbeits- und Leistungsfähigkeit bis zur Rente im Vordergrund. Sie haben i.d.R. ein Berufsleben mit hohen Beanspruchungen hinter sich und haben dementsprechend andere Themen als die nachwachsenden Generationen. Wichtig ist es auch zu differenzieren, ob es um körperliche Arbeit, Knowledge-Working oder Schichtarbeit u.ä. geht.

Jüngere fehlen häufiger – Ältere länger

Unterschiede gibt es auch bei der Krankheitsdauer: Ältere Arbeitnehmer/innen sind seltener krank als ihre jüngeren Kollegen/innen, fallen aber in der Regel länger aus. Das liegt daran, dass wir mit zunehmendem Alter länger für unserer Regeneration brauchen.

Was können Sie tun, um ihre Mitarbeitenden zum BGM zu bewegen?

Zunächst stellen Sie fest bzw. analysieren Sie wie die Altersstruktur in Ihrem Unternehmen ist. Denn davon hängt ab, welche Angebote Sie und in welcher Form entwickeln sollten:

  • Machen Sie Ihr BGM-Verständnis/Konzept, Ihre Ziele und Bewegründe transparent: was wollen Sie erreichen und warum
  • Fragen Sie, welche Themen und Angebote Ihre Mitarbeitenden interessieren und in welcher Form
  • Fragen Sie, welche Angebote für wen in Präsenz und welche Angebote in digitaler Form sinnvoll sind (z.B. weil die meisten Mitarbeitenden im Homeoffice arbeiten oder anderen mobile Work Formen)

Unterschiedliche Sichtweisen integrieren

Deshalb ist es für den Erfolg Ihres BGM wichtig, ein Verständnis der Generationen in Ihrem Unternehmen bzgl. der unterschiedlichen Sichtweisen von Arbeit, Führung, Gesundheit und Kommunikation zu entwickeln und auf diese Basis Ihr betriebliches Gesundheitsmanagement zu stellen.