zuerst erschienen auf B4B-Schwaben

Die Einrichtung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ist zwar keine Pflicht. Trotzdem setzen immer mehr Unternehmen auf dieses System. Aber wie klappt der Einstieg reibungslos?

„Um unser Unternehmen in Sachen Mitarbeitergesundheit besser aufzustellen, möchten wir ein BGM einführen. Nun ist die Verantwortung dahinter aber denkbar groß. Was müssen wir zum Einstieg beachten und welche Fehler sollten uns auf keinen Fall passieren?“

Unsere Expertin für Gesunde Personal- und Organisationsentwicklung, Dr. Michaela Simon, antwortet:

Ob es den perfekten Einstieg in ein umfassendes und ganzheitliches Gesundheitsmanagement gibt, bleibt dahingestellt. Ein guter Einstieg, der transparent und zielorientiert ist und Ihre Mitarbeiter/innen mitnimmt, reicht vollkommen.

Gesundheitsmanagement ist das System zur Förderung gesunder Strukturen

Lassen Sie uns zunächst anschauen, was man unter dem Begriff betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) versteht: „die Entwicklung integrierter betrieblicher Strukturen und Prozesse, die die gesundheitsförderliche Gestaltung von Arbeit, Organisation und Verhalten zum Ziel haben und den Beschäftigten wie dem Unternehmen gleichermaßen zugutekommen. “ (Badura et al., 1999).

Grafik: Dr. Michaela Simon

 

Sie sehen, BGM ist ein umfassendes System, das sowohl an den Strukturen in Ihrem Unternehmen ansetzt als auch am Menschen/Ihren Mitarbeitenden, deren Verhalten und den Verhältnissen, in denen sie arbeiten.

Gesundheitsförderungen sind konkrete Maßnahmen zur Förderung der individuellen Gesundheit

Der Begriff Gesundheitsförderung ist die Bezeichnung für Maßnahmen und Strategien, mit denen die Stärkung der Gesundheitsressourcen und -potenziale der Menschen erreicht werden sollen. Er wurde 1986 mit der Ottawa-Charta in die gesundheitspolitische und -wissenschaftliche Diskussion eingeführt. (Quelle: Wikipedia).

Hierzu zählen beispielsweise Yoga, Rückenschule, Massagen oder auch gesunde Ernährung.

Der Start: wichtige Fragen klären

Bei der Einführung von BGM ist es wichtig, zu unterschieden und zu analysieren:

  • Wo Sie mit ihrem Unternehmen stehen: was setzen Sie zum Beispiel schon an Einzelmaßnahmen um?
  • Wo wollen Sie hin: welche Ziele sollen mit dem BGM erreicht werden?
  • Wie können Sie Ihre Mitarbeitenden von Anfang an mit einbeziehen?
  • Können Sie das unternehmensintern allein stemmen oder macht professionelle Unterstützung Sinn?

Nach der Klärung dieser Fragen auf Führungsebene, sollten Sie die Kommunikation starten und Ihre Mitarbeiter über das Thema informieren, erklären, was ihre Beweggründe sind und gegebenen Falls auch die Ziele ihrer Mitarbeitenden zu den Unternehmenszielen ergänzen.

Wichtig ist hier, dass Sie klarstellen, dass es Ihnen um die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter geht, weil Sie das wichtigste Potenzial für Ihr Unternehmen sind und Ihnen diese Menschen am Herzen liegen.

Strukturen aufbauen

Je nach Größe des Unternehmens macht es Sinn, jemand zu finden, der sich des Themas annimmt, Lust hat, sich zu dem Thema hingezogen fühlt und bereit ist, sich einzuarbeiten oder mit dem/r externen Berater/in zusammenarbeitet. Auch ein BGM-Team kann aufgebaut werden, das dann im Unternehmen verschiedene Aufgaben übernimmt.

Ist-Analyse durchführen

Zur Durchführung einer ganzheitlichen und sinnvollen Analyse der aktuellen Situation im Unternehmen stehen Ihnen verschiedene Tools zur Verfügung. Die Entscheidung sollte sich nach dem Stand, der Zielsetzung und nach dem geplanten Budget richten. Berücksichtigen Sie bitte auch die wissenschaftliche Validierung des Instruments. Hier eine Auswahl:

•       Analyse vorhandener Maßnahmen anhand des Selbstaudits

(GABEGS des bayerischen Arbeitsministeriums)

•       Analyse der aktuellen Arbeitsfähigkeit / Gesundheit und Belastungssituation der Mitarbeiter (verschiedene Analysetools, Arbeitsbewältigungsindex siehe www.baua.de

•       Psychische Gefährdungsanalyse mit dem COPSOQ siehe www.copsoq.de

Feinziele definieren

Auf Basis der Ergebnisse der Analyse definieren Sie idealerweise gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern Feinziele, für die Sie dann in Workshops Strategien und Maßnahmen entwickeln. Für diese Feinziele lassen sich verschiedene Schwerpunkte definieren. Beispielhaft wäre etwa für das Ziel „Steigerung der Kundenzufriedenheit“ das Feinziel „Reduzierung negativer Kundenrückmeldungen auf xy Prozent bis Ende des Jahres.“ zu definieren. Für das übergeordnete Ziel „Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit unserer Mitarbeitenden bis Ende 2023“ könnte das Feinziel „Alle Mitarbeitenden kennen die beiden wichtigsten Kommunikations-Methoden und wenden sie an bis Ende 2023.“ lauten.

Maßnahmen planen

Die Planung der Maßnahmen sollte die zeitliche Dimension, die zur Verfügung stehenden Ressourcen bezüglich Manpower und Budget berücksichtigen. Wichtig ist hier, sich einen realistischen und umsetzbaren Rahmen zu schaffen und zu berücksichtigen, dass BGM kein kurz oder mittelfristiges Projekt ist, sondern ein anhaltender Prozess, der in Teilen in den normalen Arbeitsprozess integriert werden sollte.

Mit Quick Wins Gesundheit erfahrbar machen

Seien Sie sich im Klaren, dass ein betriebliches Gesundheitsmanagementsystem zunächst mit der Schaffung von Strukturen, Analyse etc. anlaufen sollte und damit viel im Hintergrund geschieht. Das heißt, Ihre Mitarbeitenden werden davon außer durch Ihre exzellente Kommunikation wenig merken und spüren.

Mein Erfahrung hat gezeigt, dass es gut ist, parallel Maßnahmen zu fahren (digital und in Präsenz), die Ihre Mitarbeitenden sehen, fühlen, wollen und ihnen nutzen: Gesundheitstag mit Testangebot, Vorträge zu Themen, die für Ihre Mitarbeitenden relevant sind, Zuschüsse für zertifizierte Angebote der Krankenkassen und / oder geprüften Fitness Instituten.

Das Team sensibilisieren und Kommunikationskonzept entwickeln

Für die Akzeptanz und die Motivation Ihres BGM-Teams ist es wichtig, alle relevanten Infos zur Verfügung zu stellen und Ihre Absichten und Ziele transparent zu machen. Erstellen Sie parallel zum BGM-Konzept ein Kommunikationskonzept. Dies ist für den Erfolg des BGM ein absolutes MUST!

Erfolgskontrolle und Evaluierung

Gleiches gilt für die Evaluation: messen Sie, was wieviel genutzt hat. Mit dem gleichen Analyseinstrument und kleinen Mitarbeiter Online-Befragungen zwischendurch. Nur so wissen Sie, was die nächsten Schritte sein sollten und wo Sie schon richtig gut sind beziehungsweise, was sich durch die gezielten Maßnahmen verbessert hat!